Warum im Universum eine große Vielzahl von Ökosystemen mit gleichen Naturgesetzen anzunehmen ist (Serie)

Teil 3: Die vermutlichen Automatismen der Lebensentstehung und die gegen unendlich strebende Komplexität als zentraler Parameter

In Teil 2 wurden rund um den Kohlenstoff einige wahrscheinliche Parallelen indirekt ersichtlich, die auf gegebenenfalls vorhandene Ökosysteme im gesamten beobachtbaren Universum zutreffen müssten. Weitere wahrscheinliche Parallelen lassen sich darauf aufbauend über eine Reflexion rund um die Frage der Neuentstehung von Leben identifizieren.

Eine geeignete Schlüsselfrage zur Annäherung lautet: Wenn, so wie es für die frühe Erde vermutet wird, neben ausreichend Kohlenstoff auch einige weitere passende geologische und materielle Voraussetzungen sowie genügend Zeit und Energie gegeben sind, und derweil keine größeren Störfaktoren wie etwa Kollisionen mit anderen großen Körpern auftreten, könnte es dann überhaupt sein, dass trotzdem kein Leben entsteht? Hätte es also sein können, dass auf der Erde unter genau den damals gegebenen Bedingungen kein Leben entstanden wäre?

Die mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekte Antwort ist: Nein. Denn warum sollten die Kohlenstoffatome, angetrieben von der ausreichenden Energie, nicht automatisch so viele – sehr weit abseits unseres Vorstellungsvermögens viele – Kombinationen und Verbindungen „ausprobieren“, bis sich in diesem „Trial and Error“ unweigerlich zunehmend sich selbst stabilisierende und dabei auch selbstreplizierende – in diesem Sinne temporär optimale und sich stetig weiter optimierende – Strukturen bilden?

Phänomene der Selbstreplizierung [1] und Selbststabilisierung von chemischen Verbindungen sind auch schon weit unterhalb solcher Strukturen beschrieben, welche die Minimaldefinitionen von Leben erfüllen. Dazu gehören Selbstreplikationen, in denen sich chemische Verbindungen durch Rückkopplung selbst kopieren, so dass es zur Zunahme der gleichen Verbindungen in der Umgebung kommt. Und das reicht bis zu dynamischen Selbststabilisierungen, in denen bereits Stoffe innerhalb fest etablierter Strukturen umgesetzt werden. Wird dies in Kombination gesetzt mit den seit den 1950er Jahren (Miller-Urey-Experiment) vielfach experimentell und reproduzierbar erzeugten Bildungen von Lebensbausteinen wie Aminosäuren, Fettsäuren, Zuckerstoffen aus freien Molekülen – mithin wichtige Grundmaterialien etwa für Zellhüllen und RNA-Strukturen –, so entsteht bereits ein schlüssiger Rahmen zur Begründung einer bisher noch nicht vorhandenen allgemeinen Theorie zur Lebensentstehung.

Offene Fragen, die einer solchen allgemeinen Theorie entgegenstehen zu scheinen, sind insofern unerheblich, als dass sie nachrangige Details der Abläufe einer Lebensentstehung betreffen. Viele dieser Details sind also zwar nicht verstanden. Aber ob nun beispielsweise einfache RNA-Moleküle zuerst aufkamen oder einfache Zellstrukturen, ist nachrangig. Wesentlich ist hingegen die durch die Eigenschaften des Kohlenstoffes gegen unendlich strebende Komplexität des Geschehens. Diese Komplexität ist als wesentlicher Parameter zu betrachten, ähnlich wie es bei Fragen der materiellen Zusammenhänge (auch) unterhalb lebendiger Systeme etwa mit Lichtgeschwindigkeit und Raumzeitkrümmung getan wird.

Dass es bisher keine anerkannte einheitliche Theorie zur physikalischen Lebensentstehung aus unbelebter Materie heraus gibt, dürfte also weder an fehlenden Potentialen der Naturwissenschaften noch an zu geringen Erkenntnisständen liegen. Sondern eine bestimmte Hürde im kollektiven Weltbild der Menschen blockiert die entscheidenden Schlussfolgerungen: Da der Prozess der Lebensentstehung unweigerlich mit weit gegen unendlich strebender und folglich unbeherrschbar hoher Komplexität einhergeht, würde deren Anerkennung sogleich die im nachhaltigen Sinne absolute Unbeherrschbarkeit anderer Organismen durch den aktuellen Menschen aufdecken und in diesem Sinne dessen Existenzgrundlage der Agrarmethodik als disfunktional erkennbar werden lassen.

Es ist im kollektiven Konsens nicht erwünscht, dies zu tun. Stattdessen werden historisch und bis heute vielerlei Verdrehungen und Unterdrückungen produziert, um die unbeherrschbare Komplexität ausblenden zu können. Diese beginnen etwa mit religiösen Konzepten angeblicher göttlicher Anweisungen zur Beherrschung anderer Organismen und ziehen sich über philosophische Ideen exklusiver menschlicher Freiheitszustände bis hinein in Verzerrungen grundlegender Interpretationen in den aktuellen Naturwissenschaften.

Aktuell lässt sich die Funktionsweise dieser unterbewussten psychologischen Mechanismen an scheinbar zufälligen semantischen Fehlern erkennen. So wird die unbeherrschbare Komplexität der über viele Millionen Jahre der Evolution in den Genomen von Lebewesen angehäuften und abgespeicherten, in sich verwobenen Informationen durch öffentliche Falschmeldungen überdeckt, nach denen der Mensch ganze Genome „entschlüsseln“ könne. Vertauscht wird hier der Begriff der „Entschlüsselung“, welcher die Erkennung aller abgespeicherten Informationen bedingen würde, mit dem eigentlich korrekten Begriff „Sequenzierung“. Dieser bezeichnet aber nur das bloße Auslesen der Reihenfolgen der Nukleotide im Genom ohne Bezug zur Entschlüsselung der darin liegenden Informationen. Und viel mehr ist auch nicht passiert. Mit der angeblichen Entschlüsselung ganzer Genome wird also erneut eine (in der Realität ausgeschlossene) Beherrschbarkeit der belebten Natur durch den Menschen suggeriert. Folgende Abbildung zeigt Beispiele der vermeintlich zufälligen semantischen Fehler durch etablierte Forschungseinrichtungen:

Zur beispielhaften Veranschaulichung der nicht entschlüsselbaren Komplexität eignet sich die Forschung an dem die Krankheit AIDS auslösenden HIV-Virus: An Dutzenden Forschungseinrichtungen auf fünf Kontinenten arbeiten tausende Wissenschaftler seit Jahrzehnten an diesem winzigen Parasiten, ohne dass Ansätze einer echten Entschlüsselung entstanden sind. Es gibt Erfolge in Form symptomatischer Behandlungen der Krankheit. Aber das Volumen der Fragen rund um die genetische Organisation des Virus hat sich im Laufe der Jahre nicht reduziert, sondern stark aufgeweitet. Dabei ist dessen Genom gerade mal rund 9700 Nukleotid-Moleküle lang. Die kürzeste DNA von Organismen mit Stoffwechsel liegt bereits weit im fünfstelligen Bereich. Die Komplexitäten des HIV-Virus sowie die aller anderen Viren und Organismen liegen viel zu hoch, als dass sie jemals durch den Menschen entschlüsselt werden könnten. Dabei spielt es keine Rolle, wie weit sich rechnerische Kapazitäten oder Künstliche Intelligenz noch entwickeln mögen.

Zusammenfassend eröffnet also das Begreifen der Potenziale eines grenzenlos gegen unendlich strebend komplexen „Gewusels“ und „Ausprobierens“ durch die Kohlenstoffatome mit weiteren vorhandenen Elementen über viele Millionen Jahre das Verständnis dafür, dass dies wahrscheinlich beim Vorhandensein einiger Voraussetzungen nicht anders ausgehen kann, als dass sich fortschreitende dynamische Selbststabilisierungen mit der Tendenz zu zunehmend komplexen, aufeinander aufbauenden Strukturen bilden, die bei passenden Bedingungen bis in solche reichen, die wie Leben funktionieren. Diese chemischen Prozesse verlaufen wahrscheinlich fließend, ohne dass es einen plötzlichen Sprung von unbelebter zu belebter Materie gibt.

Hinsichtlich der Schritte nach der Entstehung komplexer organischer Moleküle gelten Strukturen im Sinne von organischen Schutzräumen (Zellen) als Favorit. Diese Erklärung ist schlüssig, weil sich das Trial and Error darin weitaus besser fortzusetzen vermag als außerhalb, sodass sich die Komplexität der dynamischen Selbststabilisierung – oder auch: „Selbstoptimierung“ – entsprechend weiter erhöhen kann und ohne große Störfaktoren automatisch wird. Ohne Schutzräume wäre diese Steigerung so wahrscheinlich nicht möglich, weil verschiedene Umwelteinflüsse den Prozess dafür zu stark behindern oder zu häufig unterbrechen würden. Auch irdische Viren ohne Zellhülle benötigen für ihre nachhaltige Existenz die Zellen ihrer Wirtsorganismen.

Die Strukturen entsprechend den Zellen scheinen also logische Ergebnisse des fortschreitenden Prozesses der Selbststabilisierung zu sein. Nach alternativen Vorschlägen könnte auch poröses Gestein passende Schutzräume bieten. Diese hätten allerdings einige grundlegende Nachteile gegenüber eigenen organischen Strukturen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die auf der Erde beobachtbaren zellulären Strukturen wie ein Optimum sind, auf das sich der Prozess einer voranschreitenden Lebensentwicklung einpendelt. Und das lässt sich auch für viele weitere Ergebnisse annehmen. So gilt beispielsweise der „genetische Code“, der bei der Übersetzung der Nukleotidsequenzen von RNA-Einzelsträngen in Aminosäuresequenzen von Proteinen fungiert, bei annähernd allen Lebensformen als gleich. Die evolutionäre Logik von automatischen Optimierungsprozessen mit weit gegen unendlich strebenden Potenzialen der Komplexität führt mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit zu immer annähernd gleichen Ergebnissen.

Weiter zu Teil 4: Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das Universum von einer großen Vielzahl an Ökosystemen mit gleichen Naturgesetzen durchzogen.


[1] https://cordis.europa.eu/article/id/202465-selfreplicating-molecules-provide-clues-to-how-life-may-have-begun/de
[2] https://science.orf.at/v2/stories/2935957/
[3] Jonah Peter et al. (Harvard University, Nature Astronomy, 2023) “Detection of hydrogen cyanide and other nitriles in the plume of Enceladus”
[4] https://www.phoenix.de/geschichte–des–lebens–a–140870.html
[5] https://www.br.de/nachrichten/wissen/war-der-mars-einst-bewohnbar-nasa-rover-liefert-neue-hinweise,UjH2cWR